Gisela Borell
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in Sangershausen geboren, hatte es von Kind an nicht leicht in ihrem Leben: Spätentwicklerin was Laufen und Sprechen betraf, extrem schüchtern und zudem kurzsichtig. Der strenge Vater verhinderte das Tragen einer Brille, weil er glaubte, dass sich dadurch das Sehvermögen noch mehr verschlechtere. In der Familie als dumm verschrieen, hatte Gisela Borell in der Schule gute Noten, eine Leichtigkeit Gedichte zu lernen und ein Geschick mathematische Aufgaben zu lösen. Mit 14 wurde sie als Pflichtmädchen in die Landwirtschaft gesteckt, wo sie wegen Erschöpfung versagte. Zwei Jahre später entdeckte sie zufällig Goethes 'Faust' und war fasziniert. Doch gesundheitlich ging es bergab. Sie lernte Stenografie und arbeitete sich langsam im Laufe der Jahre von einer einfachen Schreibkraft über Stenotypistin zur Verwaltungsangestellten, Sachbearbeiterin in verantwortungsvoller Position und Sekretärin empor. Auf dem Weg dorthin lernte sie in frühen Jahren am FKK-Strand Alexander Borell kennen, der sie nach der Geburt ihres ersten Kindes zur Heirat überredete. Doch die Ehe scheiterte nach dem zweiten Kind und hatte nur drei Jahre gedauert. Als alleinerziehende Mutter und mit dem inneren Streben, kompromisslos gut sein zu wollen, schlug sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Nach Besuch der Verwaltungsschule und dem Abendgymnasium in München begann sie zu schreiben. Wenn es ihre Freizeit zuließ, durchwanderte sie zunächst mit ihren Kindern, später auch allein oder mit ihrem Enkel halb Europa. Dabei schrieb sie ihre Erlebnisse, Gedanken und Fantasien auf, die jetzt in ihrem ersten Werk festgehalten werden. Die Autorin war ein Leben lang Borderlinerin, von Wissenschaftlern als Mitarbeiterin und Mensch wegen ihrer bedingungslosen Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit anerkannt und geschätzt, von Verwaltungskolleginnen gemobbt. Erst mit dem Schreiben begann sie sich und ihr Leben zu akzeptieren und ihre innere Stärke zu fühlen. |